13KGHT73 Das Märchen vom „guten“ Plastik
Das Märchen vom „guten“ Plastik

Das Märchen vom „guten“ Plastik

Das Märchen vom „guten“ Plastik (erzählt nach wahrer Begebenheit)

Es war einmal vor nicht allzu langer Zeit, dass die Erde sehr, sehr dreckig war, was viele Menschen beunruhigte. Sie wurden nachdenklich und wollten etwas tun, um der beginnenden Selbstzerstörung Einhalt zu gebieten; schließlich würde die Erde eines Tages an die Generation der Kinder und Enkelkinder übergehen und auch sie sollten ein gutes Leben haben.

Bezeichnend für diese Ära Verschmutzung war Müll en masse. So gab es eine 65 Meter hohe Müllkippe in Ghazipur, dem östlichen Stadtteil von Neu-Delhi. Der Umfang dieses Müllberges nahm eine Fläche von 40 Fußballfeldern ein und wuchs immer weiter in die Höhe – um zehn Meter jährlich. Würde sich der Müllberg in diesem Tempo weiter vergrößern, so würde er im Jahre 2020 das Wahrzeichen Indiens, eingeholt haben – das Taj Mahal.

In dieser Zeit geschah es nun, dass Hersteller Produkte und Verpackungen mit dem wohlklingenden Namen „Bioplastik“ hergestellten. Ob dem ein Interesse an der Umwelt zugrunde lag oder eine günstig gelegene Marketingstrategie, wusste man nicht so genau. Und ebenso wenig kannten viele Menschen die Fakten nicht, die sich hinter diesem biologischen Plastik verbargen. Eine Irritation entstand; allein schon durch die seltsame Kombination von „Bio“ und „Plastik“ in einem Wort.

So kam es, dass sich ein umweltbewusster Blog der Sache annahm, um die Aufklärungsarbeit daran zu unterstützen.

Auch das Umweltbundesamt stand dem Bioplastik kritisch gegenüber. Denn damit Plastik aus Kartoffeln, Zuckerrohr oder Mais hergestellt werden konnte, brauchte es Erdöl. Zum einen um Dünger herzustellen und zum anderen diente es als Treibstoff für Traktoren. Unter Einsatz von Pestiziden war auch der Anbau der Pflanzen nicht biologisch, dem folgten Nebenwirkungen wie ein zu hoher Nitratwert im Grundwasser. Nicht zuletzt war es ein ziemlich unangenehmer Beigeschmack, dass mit Kartoffeln oder Mais Lebensmittel dazu verwendet wurden, um Plastik herzustellen.

Es gab zwar Biokunststoffe, die aus Agrar- oder Forstabfällen bestanden, wie zum Beispiel Orangenschalen oder Sägespäne; für die kaufenden Menschen jedoch, war dieser Unterschied kaum erkennbar.

Noch komplizierter wurde die Sache dadurch, dass der Begriff „Bioplastik“ nicht eindeutig genug definiert war. Entweder wurde Bioplastik aus biologischen Rohstoffen hergestellt oder er war entsprechend abbaubar. Es reichte stets aus, eines dieser Kriterien zu erfüllen, um die Bezeichnung „Bioplastik“ verdient zu haben. Manche Kunststoffe erfüllten sogar beide Merkmale.

Doch der Anteil der reinen Rohstoffe war nicht genau festgelegt. Zusätze wie Bindemittel, Additive oder Stabilisatoren waren gang und gäbe, um durch sie hitzebeständige oder wasserabweisende Eigenschaften zu erlangen. So konnte ein Produkt aus Bioplastik gar nicht hundertprozentig aus Rohstoffen hergestellt werden und war ebenso wenig (oder sehr schlecht) kompostierbar. Einem Joghurtbecher sah man es aber nicht an, dass viel Chemie in ihm steckte und Energie und Wasser bei seiner Herstellung verloren gegangen sind. Kritiker prägten die warnende Bezeichnung „greenwashing“.

Was das Bioplastik betraf, so wurde zwischen zwei Gruppen unterschieden. Da waren die biobasierten Kunststoffe wie Polyethylen (PE)  oder Polyethylenterephtalat  (PET). Das biobasierte Plastik schonte Erdöl und sparte CO2 ein, zudem war es sehr stabil und lange haltbar – leider. Denn das machte diese Art von Bioplastik genauso schädlich für die Umwelt wie der normale Kunststoff. In den meisten Fällen erforderte das Biobasierte einen aufwendigen wie energieintensiven Anbau und war nicht biologisch abbaubar.

Die zweite Gruppe hieß „biologisch abbaubare Kunststoffe“. Bei diesem Plastik spielte das Ausgangsmaterial keine Rolle. Es zählte nur, zu mindestens 90 % biologisch abbaubar zu sein und das gelang auch mit fossilen Ressourcen. Eine DIN Zertifizierung besagte, dass der Kunststoff innerhalb von zwölf Wochen zu ebendiesen 90 % zersetzt sein musste.  Allerdings erforderte diese Kompostierung bestimmte Bedingungen, die der Kompost bei den Menschen zu Haue nicht erreichen konnte. Er wies andere Feucht- und Temperaturbedingungen auf.

In modernen Kompostierungsanlagen klappte das gut; dort zersetzten sich Bio-Abfälle in vier Wochen. Problematisch waren allerdings die Tüten für den Bio-Abfall, denn sie brauchten dafür deutlich länger. Auch das Umweltbundesamt befand die Tüten aus Bioplastik als keine Alternative.

Ein weiteres Problem war, dass der Biokunststoff sich nicht von dem herkömmlichen unterschied. Für die Menschen war es somit schwer zu wissen, wie die Produkte richtig entsorgt werden sollten. Und auch in den Kompostieranlagen war dieser kaum feststellbare Unterschied eine schwierige Sache. Daher wurde das Bioplastik nicht angenommen und musste schließlich doch aussortiert und verbrannt werden. So landete viel von dem biologischen Plastik im Restmüll. Biologisch war das gar nicht, sondern mehr eine Vernichtung von Ressourcen.

Ob sich Biokunststoffe im Meereswasser abbauen würden, war nicht belegt. Das ließ die Annahme zu, dass es in winzige Partikel zerfiel und zu Mikroplastik wurde – genauso wie das klassische Plastik.

Das Umweltbundesamt zog das Bioplastik betreffend, folgendes Fazit: „Unterm Strich muss man derzeit sagen: Biobasierte Kunststoffe sind noch längst nicht umweltfreundlicher als herkömmliche Kunststoffe.“ Ebenso skeptisch war der Nabu eingestellt: „Bisher ist noch kein ökologischer Vorteil gegenüber der klassischen Plastiktüte nachzuweisen.

Weil alle diese Dinge so viele Menschen nicht wussten, nahmen sie an, Bioplastik unbedarft wegwerfen zu können; es würde ja verrotten. Diese Einstellung war problematisch, denn die Kultur des Wegwerfens hatte sich fest etabliert und trug wesentlich zum Massenmüll bei. Dort, wo es Anwendungsbereiche von langer Dauer gab, in denen es sinnvoll ist Kunststoff zu verwenden, konnte Bioplastik zum Einsatz kommen und ansonsten mussten die Menschen eines lernen: Umweltschutz bedeutet, unnötige Verpackungen und Produkte zu meiden.

Die Moral von der Geschicht´: Plastik bleibt Plastik – egal mit welchem Gesicht.

Und wenn sich das Bioplastik nicht zersetzt hat, besteht es noch weiterhin – in winzigen Partikeln  überall auf unserer Erde.

Leider ist das alles kein Märchen; allenfalls wäre es eine Dystopie, jedoch ist es schlichte Realität.

Das Märchen vom „guten“ Plastik (erzählt nach wahrer Begebenheit)

Es war einmal vor nicht allzu langer Zeit, dass die Erde sehr, sehr dreckig war, was viele Menschen beunruhigte. Sie wurden nachdenklich und wollten etwas tun, um der beginnenden Selbstzerstörung Einhalt zu gebieten; schließlich würde die Erde eines Tages an die Generation der Kinder und Enkelkinder übergehen und auch sie sollten ein gutes Leben haben.

Bezeichnend für diese Ära Verschmutzung war Müll en masse. So gab es eine 65 Meter hohe Müllkippe in Ghazipur, dem östlichen Stadtteil von Neu-Delhi. Der Umfang dieses Müllberges nahm eine Fläche von 40 Fußballfeldern ein und wuchs immer weiter in die Höhe – um zehn Meter jährlich. Würde sich der Müllberg in diesem Tempo weiter vergrößern, so würde er im Jahre 2020 das Wahrzeichen Indiens, eingeholt haben – das Taj Mahal.

In dieser Zeit geschah es nun, dass Hersteller Produkte und Verpackungen mit dem wohlklingenden Namen „Bioplastik“ hergestellten. Ob dem ein Interesse an der Umwelt zugrunde lag oder eine günstig gelegene Marketingstrategie, wusste man nicht so genau. Und ebenso wenig kannten viele Menschen die Fakten nicht, die sich hinter diesem biologischen Plastik verbargen. Eine Irritation entstand; allein schon durch die seltsame Kombination von „Bio“ und „Plastik“ in einem Wort.

So kam es, dass sich ein umweltbewusster Blog der Sache annahm, um die Aufklärungsarbeit daran zu unterstützen.

Auch das Umweltbundesamt stand dem Bioplastik kritisch gegenüber. Denn damit Plastik aus Kartoffeln, Zuckerrohr oder Mais hergestellt werden konnte, brauchte es Erdöl. Zum einen um Dünger herzustellen und zum anderen diente es als Treibstoff für Traktoren. Unter Einsatz von Pestiziden war auch der Anbau der Pflanzen nicht biologisch, dem folgten Nebenwirkungen wie ein zu hoher Nitratwert im Grundwasser. Nicht zuletzt war es ein ziemlich unangenehmer Beigeschmack, dass mit Kartoffeln oder Mais Lebensmittel dazu verwendet wurden, um Plastik herzustellen.

Es gab zwar Biokunststoffe, die aus Agrar- oder Forstabfällen bestanden, wie zum Beispiel Orangenschalen oder Sägespäne; für die kaufenden Menschen jedoch, war dieser Unterschied kaum erkennbar.

Noch komplizierter wurde die Sache dadurch, dass der Begriff „Bioplastik“ nicht eindeutig genug definiert war. Entweder wurde Bioplastik aus biologischen Rohstoffen hergestellt oder er war entsprechend abbaubar. Es reichte stets aus, eines dieser Kriterien zu erfüllen, um die Bezeichnung „Bioplastik“ verdient zu haben. Manche Kunststoffe erfüllten sogar beide Merkmale.

Doch der Anteil der reinen Rohstoffe war nicht genau festgelegt. Zusätze wie Bindemittel, Additive oder Stabilisatoren waren gang und gäbe, um durch sie hitzebeständige oder wasserabweisende Eigenschaften zu erlangen. So konnte ein Produkt aus Bioplastik gar nicht hundertprozentig aus Rohstoffen hergestellt werden und war ebenso wenig (oder sehr schlecht) kompostierbar. Einem Joghurtbecher sah man es aber nicht an, dass viel Chemie in ihm steckte und Energie und Wasser bei seiner Herstellung verloren gegangen sind. Kritiker prägten die warnende Bezeichnung „greenwashing“.

Was das Bioplastik betraf, so wurde zwischen zwei Gruppen unterschieden. Da waren die biobasierten Kunststoffe wie Polyethylen (PE)  oder Polyethylenterephtalat  (PET). Das biobasierte Plastik schonte Erdöl und sparte CO2 ein, zudem war es sehr stabil und lange haltbar – leider. Denn das machte diese Art von Bioplastik genauso schädlich für die Umwelt wie der normale Kunststoff. In den meisten Fällen erforderte das Biobasierte einen aufwendigen wie energieintensiven Anbau und war nicht biologisch abbaubar.

Die zweite Gruppe hieß „biologisch abbaubare Kunststoffe“. Bei diesem Plastik spielte das Ausgangsmaterial keine Rolle. Es zählte nur, zu mindestens 90 % biologisch abbaubar zu sein und das gelang auch mit fossilen Ressourcen. Eine DIN Zertifizierung besagte, dass der Kunststoff innerhalb von zwölf Wochen zu ebendiesen 90 % zersetzt sein musste.  Allerdings erforderte diese Kompostierung bestimmte Bedingungen, die der Kompost bei den Menschen zu Haue nicht erreichen konnte. Er wies andere Feucht- und Temperaturbedingungen auf.

In modernen Kompostierungsanlagen klappte das gut; dort zersetzten sich Bio-Abfälle in vier Wochen. Problematisch waren allerdings die Tüten für den Bio-Abfall, denn sie brauchten dafür deutlich länger. Auch das Umweltbundesamt befand die Tüten aus Bioplastik als keine Alternative.

Ein weiteres Problem war, dass der Biokunststoff sich nicht von dem herkömmlichen unterschied. Für die Menschen war es somit schwer zu wissen, wie die Produkte richtig entsorgt werden sollten. Und auch in den Kompostieranlagen war dieser kaum feststellbare Unterschied eine schwierige Sache. Daher wurde das Bioplastik nicht angenommen und musste schließlich doch aussortiert und verbrannt werden. So landete viel von dem biologischen Plastik im Restmüll. Biologisch war das gar nicht, sondern mehr eine Vernichtung von Ressourcen.

Ob sich Biokunststoffe im Meereswasser abbauen würden, war nicht belegt. Das ließ die Annahme zu, dass es in winzige Partikel zerfiel und zu Mikroplastik wurde – genauso wie das klassische Plastik.

Das Umweltbundesamt zog das Bioplastik betreffend, folgendes Fazit: „Unterm Strich muss man derzeit sagen: Biobasierte Kunststoffe sind noch längst nicht umweltfreundlicher als herkömmliche Kunststoffe.“ Ebenso skeptisch war der Nabu eingestellt: „Bisher ist noch kein ökologischer Vorteil gegenüber der klassischen Plastiktüte nachzuweisen.

Weil alle diese Dinge so viele Menschen nicht wussten, nahmen sie an, Bioplastik unbedarft wegwerfen zu können; es würde ja verrotten. Diese Einstellung war problematisch, denn die Kultur des Wegwerfens hatte sich fest etabliert und trug wesentlich zum Massenmüll bei. Dort, wo es Anwendungsbereiche von langer Dauer gab, in denen es sinnvoll ist Kunststoff zu verwenden, konnte Bioplastik zum Einsatz kommen und ansonsten mussten die Menschen eines lernen: Umweltschutz bedeutet, unnötige Verpackungen und Produkte zu meiden.

Die Moral von der Geschicht´: Plastik bleibt Plastik – egal mit welchem Gesicht.

Und wenn sich das Bioplastik nicht zersetzt hat, besteht es noch weiterhin – in winzigen Partikeln  überall auf unserer Erde.

Leider ist das alles kein Märchen; allenfalls wäre es eine Dystopie, jedoch ist es schlichte Realität.

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