13KGHT73 Stille Wasser sind wertvoll
Stille Wasser sind wertvoll

Stille Wasser sind wertvoll

Warum ein überlegter Umgang mit Wasser besser ist, als ein sparsamer.

Was hat die Kleidung, die wir tragen, mit dem Kaffee im bambusliebe-Thermosbecher und dem Reis zum Mittag gemeinsam? Sie alle verbrauchen virtuelles Wasser. Damit ist nicht etwa eine simulierte Landschaft mit plätschernden Klängen gemeint, vielmehr beschreibt der Ausdruck die eingesetzte Wassermenge, die verbraucht wurde, um ein Produkt herzustellen. Ob die Produktion nun landwirtschaftlicher oder industrieller Art ist, spielt dabei keine Rolle. Entwickelt wurde das Konzept des virtuellen Wassers bereits in den 90er Jahren von einem britischen Wissenschaftler.

Aber zurück zu unseren Produkten: Wie sieht denn deren Wasserverbrauch aus? Nun, weil der Baumwoll-Anbau ziemlich wasserintensiv und aufwändig ist, stecken in einem T-Shirt um die 2.500 Liter Wasser. Ein Kilogramm Röstkaffee verbrauchte ca. 18.857 Ltr., eine Tasse mit 7 g Röstkaffee 132 Ltr. und ein Kilogramm weißer Reis 2.500 Ltr. Wasser.

Die Produkte, die am meisten der flüssigen Ressource verbrauchen, sind übrigens Kakaobohnen (27.000 l pro kg) und Rindfleisch (ca. 15.500 l). Letzteres liegt an der Futterverwertung der Tiere; sie fressen viel, legen aber verhältnismäßig wenig zu (eine Problematik, die der eine oder andere von uns vielleicht auch gern hätte). Somit ist es nicht übertrieben zu sagen, dass hinter unseren Gebrauchsprodukten regelrechte Wasserfluten stecken.

In Deutschland liegt der durchschnittliche Wasserverbrauch bei rund 120 Litern pro Person und Tag. Allerdings bezieht sich diese Angabe auch nur auf das sichtbare Wasser. Tatsächlich liegt der versteckte bzw. virtuelle Wasserverbrauch pro Person bei ca. 4000 Liter pro Tag und während wir hier unseren Rasen sprengen, duschen und uns keine großen Gedanken über Kaffee oder Reis machen, fehlt über zwei Milliarden Menschen Wasser, das trinkbar ist und durchgängig zur Verfügung steht. Die wertvollste Ressource ist also äußerst ungleich verteilt. Veränderte Klimabedingungen und die wachsende Weltbevölkerung verstärken die Problematik. Grund genug äußerst sparsam mit dem erfrischenden Nass umzugehen – oder?

 

Wenn das Glas halb leer ist

Fast jeder, der sich mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigt, hat schon vom ökologischen Fußabdruck gehört; der Wasser-Fußabdruck hingegen ist eher weniger bekannt. Dabei ist er genauso wichtig, denn durch ihn wurde das Konzept des virtuellen Wassers noch weiterentwickelt. Zum einen dient er als Indikator dafür, wie viel Wasser wir durch den alltäglichen Konsum verbrauchen, zum anderen soll dadurch ein Ausgleich zwischen den Ländern möglich sein.

Es wird davon ausgegangen, dass von den virtuellen 4000 Litern, die wir als einzelne verbrauchen, über zwei Drittel importiert wurden und gerade die Länder, aus denen wir Kleidung, Kaffee oder Reis beziehen, leiden an Trockenheit. Besonders in Entwicklungsländern wird viel Wasser dafür verbraucht, Waren herzustellen, die in Industrieländer exportiert werden. Vor Ort fehlt das Wasser dann für die heimische Landwirtschaft.

Auch wenn es bei uns keinen Wassermangel gibt, besteht also eine Verbindung zwischen uns und der weltweiten Wasserkrise. Länder wie Frankreich, Deutschland oder die Niederlande sind sowohl von den globalen Wasserreserven abhängig, als können sie auch den Notstand in trockenen Regionen durch den Import beeinflussen. Das Schlusslicht der Kette bildet der Verbraucher.

Wer seinen Wasser-Fußabdruck interessehalber mal einschätzen lassen will, kann das auf der Homepage von aquapath-project tun.

Unser blauer Planet ist zwar voller Wasser – 71 % Wasser machen ihn aus – doch viel nutzbar ist davon nicht: 97 % sind Salzwasser und 2 % sind gefroren, bleibt ein Prozent übrig – für 7,7 Mrd. Menschen. Inzwischen lebt nahezu ein Viertel der Weltbevölkerung in Gebieten mit einem extrem hohen Trockenheitsrisiko. Das gibt auch der Wasserverfügbarkeitsbericht des World Resources Institute wieder: „In 17 Staaten sei die Wasserknappheit bereits fast auf dem Niveau der "Stunde Null" angelangt - der Zeitpunkt, zu dem fließendes Wasser nicht mehr verfügbar sein wird.“ Die am schwersten betroffenen Staaten liegen in Nordafrika und im Nahen Osten. Aber auch in Nordamerika und Europa verfügen 57 Mio. Menschen nicht über Wasserleitungen in ihren Häusern.

Für die globale Ebbe gibt es mehrere Gründe. Einer davon ist die Übernutzung der Wasserressourcen: Denn Wasser füllt nicht nur Flussbetten und Meere, sondern auch Bewässerungsanlagen für Sportplätze und Schwimmbecken. Ein weiteres Beispiel sind Anbaugebiete, die massenhaft Wasser verbrauchen, wie der Erdbeer-Anbau in Südspanien. Durch diese konsequente Übernutzung entnimmt der Mensch der Natur mehr Wasser, als sie ihm wieder zur Verfügung stellen kann. Dieses Verhalten bringt das natürliche Wasseraufbereitungssystem an seine Grenze und ist der Hauptauslöser für die kritische Lage.

Zudem wirkt sich die globale Erwärmung auf den Wasserkreislauf aus. So fallen mancherorts die Regenzeiten ungewohnt stark aus, wohingegen anderswo die Trockenzeiten länger anhalten.

Ein weiteres großes Problem ist die Wasserverschmutzung, die sich aus Abfällen, industriellen Abwässern und auch aus der Verstädterung ergibt. Irreparable Umweltschäden reduzieren die knappen Trinkvorräte noch weiter. In den Entwicklungsländern werden 70 % des Industrieabfalls und über 90 % des Abwassers direkt in die Gewässer geleitet. Ins Mittelmeer gelangen jährlich 60.000 Tonnen Waschmittel, 800.000 Tonnen Nitrate und 2 Mio. Tonnen Öl.

Deutschland ist nicht direkt vom Wassermangel betroffen und es scheint keinen Grund zur Sorge zu geben. Aber ist es nicht gerade dann wichtig, bewusst Wertschätzung zu entwickeln und das Wasser überlegt zu nutzen? Laut dem Umweltbundesamt steht Deutschland ca. 188 Mrd. Kubikmeter Wasser zur Verfügung – obwohl es zu wenig geregnet hat. Die Monate April, Mai und Juli waren ungewöhnlich trocken. Knapp 17 Ltr. Niederschlag pro Quadratmeter gab es im April und damit zu wenig, denn das Soll des Monats liegt bei 58 Ltr./m². In den Vorjahren 2018 und 2019 kam es zu lokalen oder regionalen Engpässen. Diese liegen teilweise an den klimatischen Bedingungen, teilweise konnte aufgrund hoher Nitratwerte nicht auf zusätzliche Ressourcen zurückgegriffen werden, was oft das Resultat zu hoher Düngung ist.

Abgesehen von trockenen Monaten und einer dennoch ausreichenden Versorgung hierzulande, geht das Problem des Wassermangels jeden Europäer etwas an: Mehr Nutzer werden um eine Ressource konkurrieren, die knapper wird. Daher sollte sich jeder Einzelne, der Wasser nutzt, dazu veranlasst sehen, es möglichst effizient zu verwenden und nicht zu verschmutzen.

 

Sparen will gelernt sein

Zuviel Knauserei kann aber auch nach hinten losgehen: Ein zu starker Verbrauchsrückgang bedeutet negative Folgen für die Trinkwassernetze. Leitungen müssen ausreichend und kontinuierlich durchgespült werden, um hygienische Mängel zu vermeiden. Diese Sichtweise teilt auch das Bundesumweltamt: „In den Abwassernetzen bilden sich mancherorts unangenehm riechende Faulgase, weil zu wenig Wasser durch die Leitungen fließt.“ Zu massives Sparen würde die Wiederaufbereitung des Trinkwassers erschweren; Klär- und. Wasserwerke müssten nachspülen.

Roland Gramling, WWF-Sprecher für Wasser und Landwirtschaft, erklärt weitere Hintergründe dazu: „In den 1960er Jahren wurde die Wasserinfrastruktur für eine viel größer antizipierte Bevölkerung gebaut – nämlich rund 120 Millionen, die wir aber nie geworden sind und voraussichtlich auch nicht werden. Die Kanäle sind daher viel zu groß dimensioniert. Außerdem ist der Wasserverbrauch aufgrund neuer Techniken zusätzlich gesunken. Die großen Rohre werden deshalb oft nicht richtig durchgespült. Dies führt dazu, dass sich dort Bakterien ansammeln oder die Leitungen schnell verstopfen, wenn Müll in die Abflüsse gelangt.“

Deswegen rufen beispielsweise die Berliner Wasserbetriebe dazu auf, mit Wasser lieber sorgsam umzugehen, anstatt es sparen zu wollen. Es bestehe keine ökologische Notwendigkeit, die Wassernutzung in grundwasserreichen Gebieten einzuschränken und Wasser, das fließt statt stillzustehen, sei von besserer Qualität, so die Wasserbetriebe.

Ist Wassersparen denn jetzt falsch? Nein, wenn es richtig gemacht wird. Das Bundesumweltamt empfiehlt, insbesondere beim Warmwasser zu sparen, denn wenn weniger Wasser erhitzt werden muss, wie etwa fürs Duschen oder Baden, wird auch weniger Energie verbraucht.

Auf die beste Weise sparen wir allerdings am virtuellen Wasser. Dazu rät die Behörde, mehr saisonal und regional einzukaufen. Wer weniger Produkte kauft, die wasserintensiv hergestellt wurden, spart am indirekten Verbrauch und lässt andere Länder nicht auf dem Trockenen sitzen.

Ein sorgsamer Umgang mit Wasser bedeutet also, nicht zwingend auf Sparbrausen oder Selbstschlussarmaturen umrüsten zu müssen, sondern eher, ab und an mal die WC-Spartaste drücken. Oder das Duschen dem Baden vorzuziehen (und es sich im Winter aber auch mal zu gönnen).

Beim Abwasch könnten große Teile mit der Hand abgewaschen werden. Das hat zwei Vorteile: Handspülmittel sind um einiges weniger aggressiv als Spülmaschinentabs oder -pulver und belasten weniger die Gewässer. Durch weniger große Teile lässt sich die Maschine sinnvoller beladen und so Strom, Wasser und Abwasser sparen.

Was kann einen sorgsamen Umgang mit Wasser noch einschließen?

  • Die Waschmaschine richtig beladen (also mit Platz für die hochgestellte Hand zwischen oberster Wäscheschicht und Trommel).
  • Einen tropfenden Wasserhahn möglichst schnell reparieren
  • Das Wasser für eine Tasse Tee erst abmessen und dann in den Wasserkocher geben, das spart Wasser und Energie.
  • Nicht so oft den Rasen mähen, denn längere Grashalme sammeln mehr Morgentau. Der fließt ins Erdreich und es muss weniger gesprengt werden
  • Pflanzen mit Regenwasser gießen.
  • Auf Hochdruckreiniger verzichten. Sie lohnen sich nicht wirklich und verbrauchen viel Wasser.
  • Beim Zähneputzen den Bambus-Zahnputzbecher benutzen, statt das Wasser laufen zu lassen, das spart in drei Minuten über 20 Ltr.. (Bambusprodukte haben übrigens einen niedrigen Wasserverbrauch, weil Bambus nicht künstlich bewässert werden muss).
  • Und das Wichtigste: Kein Müll ins Wasser! Am besten ist es, dem Wasserkreislauf generell möglichst wenig Schadstoffe zuzuführen. Es ist wichtiger darauf zu achten, was wir in den Wasserkreislauf einbringen, als darauf weniger Wasser zu nutzen.

Zu guter Letzt kommt es vielleicht auch auf die richtige Einstellung an:

Sehen wir uns selbst als Teil des Wasserkreislaufs und gehen wir mit dem geborgten Gut wertschätzend um.

 

Quellen:

umweltbundesamt.de/daten/ressourcen-abfall/wasser-als-ressource

umweltbundesamt.de/themen/trockenheit-in-deutschland-fragen-antworten

umweltbundesamt.de/daten/private-haushalte-konsum/wohnen/wassernutzung-privater-

haushalte#direkte-und-indirekte-wassernutzung

 

reset.org/knowledge/mangelware-wasser

nationalgeographic.de/umwelt/2020/04/zur-lage-der-natur-wie-gesund-sind-deutschlands-gewaesser

virtuelles-wasser.de

Warum ein überlegter Umgang mit Wasser besser ist, als ein sparsamer.

Was hat die Kleidung, die wir tragen, mit dem Kaffee im bambusliebe-Thermosbecher und dem Reis zum Mittag gemeinsam? Sie alle verbrauchen virtuelles Wasser. Damit ist nicht etwa eine simulierte Landschaft mit plätschernden Klängen gemeint, vielmehr beschreibt der Ausdruck die eingesetzte Wassermenge, die verbraucht wurde, um ein Produkt herzustellen. Ob die Produktion nun landwirtschaftlicher oder industrieller Art ist, spielt dabei keine Rolle. Entwickelt wurde das Konzept des virtuellen Wassers bereits in den 90er Jahren von einem britischen Wissenschaftler.

Aber zurück zu unseren Produkten: Wie sieht denn deren Wasserverbrauch aus? Nun, weil der Baumwoll-Anbau ziemlich wasserintensiv und aufwändig ist, stecken in einem T-Shirt um die 2.500 Liter Wasser. Ein Kilogramm Röstkaffee verbrauchte ca. 18.857 Ltr., eine Tasse mit 7 g Röstkaffee 132 Ltr. und ein Kilogramm weißer Reis 2.500 Ltr. Wasser.

Die Produkte, die am meisten der flüssigen Ressource verbrauchen, sind übrigens Kakaobohnen (27.000 l pro kg) und Rindfleisch (ca. 15.500 l). Letzteres liegt an der Futterverwertung der Tiere; sie fressen viel, legen aber verhältnismäßig wenig zu (eine Problematik, die der eine oder andere von uns vielleicht auch gern hätte). Somit ist es nicht übertrieben zu sagen, dass hinter unseren Gebrauchsprodukten regelrechte Wasserfluten stecken.

In Deutschland liegt der durchschnittliche Wasserverbrauch bei rund 120 Litern pro Person und Tag. Allerdings bezieht sich diese Angabe auch nur auf das sichtbare Wasser. Tatsächlich liegt der versteckte bzw. virtuelle Wasserverbrauch pro Person bei ca. 4000 Liter pro Tag und während wir hier unseren Rasen sprengen, duschen und uns keine großen Gedanken über Kaffee oder Reis machen, fehlt über zwei Milliarden Menschen Wasser, das trinkbar ist und durchgängig zur Verfügung steht. Die wertvollste Ressource ist also äußerst ungleich verteilt. Veränderte Klimabedingungen und die wachsende Weltbevölkerung verstärken die Problematik. Grund genug äußerst sparsam mit dem erfrischenden Nass umzugehen – oder?

 

Wenn das Glas halb leer ist

Fast jeder, der sich mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigt, hat schon vom ökologischen Fußabdruck gehört; der Wasser-Fußabdruck hingegen ist eher weniger bekannt. Dabei ist er genauso wichtig, denn durch ihn wurde das Konzept des virtuellen Wassers noch weiterentwickelt. Zum einen dient er als Indikator dafür, wie viel Wasser wir durch den alltäglichen Konsum verbrauchen, zum anderen soll dadurch ein Ausgleich zwischen den Ländern möglich sein.

Es wird davon ausgegangen, dass von den virtuellen 4000 Litern, die wir als einzelne verbrauchen, über zwei Drittel importiert wurden und gerade die Länder, aus denen wir Kleidung, Kaffee oder Reis beziehen, leiden an Trockenheit. Besonders in Entwicklungsländern wird viel Wasser dafür verbraucht, Waren herzustellen, die in Industrieländer exportiert werden. Vor Ort fehlt das Wasser dann für die heimische Landwirtschaft.

Auch wenn es bei uns keinen Wassermangel gibt, besteht also eine Verbindung zwischen uns und der weltweiten Wasserkrise. Länder wie Frankreich, Deutschland oder die Niederlande sind sowohl von den globalen Wasserreserven abhängig, als können sie auch den Notstand in trockenen Regionen durch den Import beeinflussen. Das Schlusslicht der Kette bildet der Verbraucher.

Wer seinen Wasser-Fußabdruck interessehalber mal einschätzen lassen will, kann das auf der Homepage von aquapath-project tun.

Unser blauer Planet ist zwar voller Wasser – 71 % Wasser machen ihn aus – doch viel nutzbar ist davon nicht: 97 % sind Salzwasser und 2 % sind gefroren, bleibt ein Prozent übrig – für 7,7 Mrd. Menschen. Inzwischen lebt nahezu ein Viertel der Weltbevölkerung in Gebieten mit einem extrem hohen Trockenheitsrisiko. Das gibt auch der Wasserverfügbarkeitsbericht des World Resources Institute wieder: „In 17 Staaten sei die Wasserknappheit bereits fast auf dem Niveau der "Stunde Null" angelangt - der Zeitpunkt, zu dem fließendes Wasser nicht mehr verfügbar sein wird.“ Die am schwersten betroffenen Staaten liegen in Nordafrika und im Nahen Osten. Aber auch in Nordamerika und Europa verfügen 57 Mio. Menschen nicht über Wasserleitungen in ihren Häusern.

Für die globale Ebbe gibt es mehrere Gründe. Einer davon ist die Übernutzung der Wasserressourcen: Denn Wasser füllt nicht nur Flussbetten und Meere, sondern auch Bewässerungsanlagen für Sportplätze und Schwimmbecken. Ein weiteres Beispiel sind Anbaugebiete, die massenhaft Wasser verbrauchen, wie der Erdbeer-Anbau in Südspanien. Durch diese konsequente Übernutzung entnimmt der Mensch der Natur mehr Wasser, als sie ihm wieder zur Verfügung stellen kann. Dieses Verhalten bringt das natürliche Wasseraufbereitungssystem an seine Grenze und ist der Hauptauslöser für die kritische Lage.

Zudem wirkt sich die globale Erwärmung auf den Wasserkreislauf aus. So fallen mancherorts die Regenzeiten ungewohnt stark aus, wohingegen anderswo die Trockenzeiten länger anhalten.

Ein weiteres großes Problem ist die Wasserverschmutzung, die sich aus Abfällen, industriellen Abwässern und auch aus der Verstädterung ergibt. Irreparable Umweltschäden reduzieren die knappen Trinkvorräte noch weiter. In den Entwicklungsländern werden 70 % des Industrieabfalls und über 90 % des Abwassers direkt in die Gewässer geleitet. Ins Mittelmeer gelangen jährlich 60.000 Tonnen Waschmittel, 800.000 Tonnen Nitrate und 2 Mio. Tonnen Öl.

Deutschland ist nicht direkt vom Wassermangel betroffen und es scheint keinen Grund zur Sorge zu geben. Aber ist es nicht gerade dann wichtig, bewusst Wertschätzung zu entwickeln und das Wasser überlegt zu nutzen? Laut dem Umweltbundesamt steht Deutschland ca. 188 Mrd. Kubikmeter Wasser zur Verfügung – obwohl es zu wenig geregnet hat. Die Monate April, Mai und Juli waren ungewöhnlich trocken. Knapp 17 Ltr. Niederschlag pro Quadratmeter gab es im April und damit zu wenig, denn das Soll des Monats liegt bei 58 Ltr./m². In den Vorjahren 2018 und 2019 kam es zu lokalen oder regionalen Engpässen. Diese liegen teilweise an den klimatischen Bedingungen, teilweise konnte aufgrund hoher Nitratwerte nicht auf zusätzliche Ressourcen zurückgegriffen werden, was oft das Resultat zu hoher Düngung ist.

Abgesehen von trockenen Monaten und einer dennoch ausreichenden Versorgung hierzulande, geht das Problem des Wassermangels jeden Europäer etwas an: Mehr Nutzer werden um eine Ressource konkurrieren, die knapper wird. Daher sollte sich jeder Einzelne, der Wasser nutzt, dazu veranlasst sehen, es möglichst effizient zu verwenden und nicht zu verschmutzen.

 

Sparen will gelernt sein

Zuviel Knauserei kann aber auch nach hinten losgehen: Ein zu starker Verbrauchsrückgang bedeutet negative Folgen für die Trinkwassernetze. Leitungen müssen ausreichend und kontinuierlich durchgespült werden, um hygienische Mängel zu vermeiden. Diese Sichtweise teilt auch das Bundesumweltamt: „In den Abwassernetzen bilden sich mancherorts unangenehm riechende Faulgase, weil zu wenig Wasser durch die Leitungen fließt.“ Zu massives Sparen würde die Wiederaufbereitung des Trinkwassers erschweren; Klär- und. Wasserwerke müssten nachspülen.

Roland Gramling, WWF-Sprecher für Wasser und Landwirtschaft, erklärt weitere Hintergründe dazu: „In den 1960er Jahren wurde die Wasserinfrastruktur für eine viel größer antizipierte Bevölkerung gebaut – nämlich rund 120 Millionen, die wir aber nie geworden sind und voraussichtlich auch nicht werden. Die Kanäle sind daher viel zu groß dimensioniert. Außerdem ist der Wasserverbrauch aufgrund neuer Techniken zusätzlich gesunken. Die großen Rohre werden deshalb oft nicht richtig durchgespült. Dies führt dazu, dass sich dort Bakterien ansammeln oder die Leitungen schnell verstopfen, wenn Müll in die Abflüsse gelangt.“

Deswegen rufen beispielsweise die Berliner Wasserbetriebe dazu auf, mit Wasser lieber sorgsam umzugehen, anstatt es sparen zu wollen. Es bestehe keine ökologische Notwendigkeit, die Wassernutzung in grundwasserreichen Gebieten einzuschränken und Wasser, das fließt statt stillzustehen, sei von besserer Qualität, so die Wasserbetriebe.

Ist Wassersparen denn jetzt falsch? Nein, wenn es richtig gemacht wird. Das Bundesumweltamt empfiehlt, insbesondere beim Warmwasser zu sparen, denn wenn weniger Wasser erhitzt werden muss, wie etwa fürs Duschen oder Baden, wird auch weniger Energie verbraucht.

Auf die beste Weise sparen wir allerdings am virtuellen Wasser. Dazu rät die Behörde, mehr saisonal und regional einzukaufen. Wer weniger Produkte kauft, die wasserintensiv hergestellt wurden, spart am indirekten Verbrauch und lässt andere Länder nicht auf dem Trockenen sitzen.

Ein sorgsamer Umgang mit Wasser bedeutet also, nicht zwingend auf Sparbrausen oder Selbstschlussarmaturen umrüsten zu müssen, sondern eher, ab und an mal die WC-Spartaste drücken. Oder das Duschen dem Baden vorzuziehen (und es sich im Winter aber auch mal zu gönnen).

Beim Abwasch könnten große Teile mit der Hand abgewaschen werden. Das hat zwei Vorteile: Handspülmittel sind um einiges weniger aggressiv als Spülmaschinentabs oder -pulver und belasten weniger die Gewässer. Durch weniger große Teile lässt sich die Maschine sinnvoller beladen und so Strom, Wasser und Abwasser sparen.

Was kann einen sorgsamen Umgang mit Wasser noch einschließen?

  • Die Waschmaschine richtig beladen (also mit Platz für die hochgestellte Hand zwischen oberster Wäscheschicht und Trommel).
  • Einen tropfenden Wasserhahn möglichst schnell reparieren
  • Das Wasser für eine Tasse Tee erst abmessen und dann in den Wasserkocher geben, das spart Wasser und Energie.
  • Nicht so oft den Rasen mähen, denn längere Grashalme sammeln mehr Morgentau. Der fließt ins Erdreich und es muss weniger gesprengt werden
  • Pflanzen mit Regenwasser gießen.
  • Auf Hochdruckreiniger verzichten. Sie lohnen sich nicht wirklich und verbrauchen viel Wasser.
  • Beim Zähneputzen den Bambus-Zahnputzbecher benutzen, statt das Wasser laufen zu lassen, das spart in drei Minuten über 20 Ltr.. (Bambusprodukte haben übrigens einen niedrigen Wasserverbrauch, weil Bambus nicht künstlich bewässert werden muss).
  • Und das Wichtigste: Kein Müll ins Wasser! Am besten ist es, dem Wasserkreislauf generell möglichst wenig Schadstoffe zuzuführen. Es ist wichtiger darauf zu achten, was wir in den Wasserkreislauf einbringen, als darauf weniger Wasser zu nutzen.

Zu guter Letzt kommt es vielleicht auch auf die richtige Einstellung an:

Sehen wir uns selbst als Teil des Wasserkreislaufs und gehen wir mit dem geborgten Gut wertschätzend um.

 

Quellen:

umweltbundesamt.de/daten/ressourcen-abfall/wasser-als-ressource

umweltbundesamt.de/themen/trockenheit-in-deutschland-fragen-antworten

umweltbundesamt.de/daten/private-haushalte-konsum/wohnen/wassernutzung-privater-

haushalte#direkte-und-indirekte-wassernutzung

 

reset.org/knowledge/mangelware-wasser

nationalgeographic.de/umwelt/2020/04/zur-lage-der-natur-wie-gesund-sind-deutschlands-gewaesser

virtuelles-wasser.de

In Verbindung stehende Artikel
Recent articles
Die Erde hat Burnout

Die Erde hat Burnout

Ein paar Küchen-Zeilen und sechs Tipps

Ein paar Küchen-Zeilen und sechs Tipps

Das Märchen vom „guten“ Plastik

Das Märchen vom „guten“ Plastik

Aller Anfang ist gar nicht so schwer

Aller Anfang ist gar nicht so schwer


Deine Privatsphäre ist uns wichtig Wir verwenden Cookies, um sicherzustellen, dass Du die beste Erfahrung auf unserer Website erhältst. Privacy Policy